geschrieben im August 2020

Geht das? Also in 2 Tagen auftanken? Akkus aufladen? Klare Antwort: JA!

Auch wenn die Planung für meinen „Urlaub“ mehr als spontan und kurzfristig war, so freute ich mich wirklich riesig auf meine freien Tage. Aber alles eigentlich nur, wegen eines Gedankenblitzes…

Am 16. Juli, warum weiß ich nicht mehr, habe ich meinen Supporter Michael gefragt, ob er die gpx-Datei der Laufstrecke vom Socialman noch hat. Als ein „Ich habe nur meinen Höllenritt von 2016 😀“ kam. „Gut, dann schreib ich halt Klaus an, den Veranstalter vom Socialman.“ „Kann ich dir morgen schicken“ und „wann willst du na laufen? Wir laufen am 15. August!“ „Oh, eigentlich wollte ich erst am 19. anreisen, aber am 16. würde ich auch schaffen!“

Also plante ich meinen noch nicht geplanten Urlaub um. Dann halt direkt nach dem Dienst am Samstag, 15. August anreisen, damit ich am Sonntag mit Klaus und noch ein paar Leuten die Laufstrecke laufen kann.

Die Pension Alpenrose in Kaprun, wo ich beim GGUT100 schon zwei Mal genächtigt habe, war der perfekte Ausgangspunkt für meine Vorhaben. Kurz angerufen und auch das geklärt mit der Option, ob ich am Montag oder doch erst am Dienstag abreise. Schön wenn man sich kennt und einem das Ende vom Urlaub offensteht.

Was ich tatsächlich vor hatte, wusste nur eine gute Freundin, die auch ziemlich Bergafin ist und zur Not meine Strecke wusste.

Mein Plan war, dass ich am 1. Tag die Laufstrecke vom Socialman abhaken wollte, die zum Hochtor an der Großglockner-Hochalpenstraße lag. Am 2. Tag wollte ich dann die letzte Etappe vom GGUT, die mir schon 2x wegen Unwetter verwehrt blieb, ablaufen. Da standen gut 25 km Downhill an. Eigentlich. Dazu aber nachher mehr.

Am Samstag also, dem 15. August ging es direkt nach dem Dienst um 14 Uhr heim. Klar, musste ja schließlich noch packen. Wie so oft kam ich dann auch fast planmäßig los. Nur ne Stunde Verspätung, was aber mich nicht störte, weil so der Verkehr auf der A9 gegen und um München sich entspannt hat. Es bestätigte sich tatsächlich und so war ich um 20:30 Uhr an der Pension. Dank meiner Gastgeberin, die ich per WhatsApp noch um ein Radler gebeten hatte, hab ich dann noch die Füße hochgelegt und den Abend ausklingen lassen.

Klaus hat mir abgesagt, was mir aber sehr entgegen kam, weil ich so einen Druck weniger hatte.

Meine Planung lief…wer mich kennt weiß, dass es selten bei Plan A blieb. So auch am Sonntag. Mein Bus fuhr um 8:21 Uhr von Bruck am Großglockner nach Rauris, wo mein Laufstart war. Der einzige Bus bis 15 Uhr irgendwas. Weil ich aber zu 100% im Urlaubsmodus war, verbummelte ich den Bus, weil ich der Meinung war, dass der erst um 8:41 Uhr fährt. Falsch gedacht. Egal. Ich fuhr trotzdem nach Bruck. Parkte beim Auto so zentral wie möglich um beim Heimweg nicht unnötig rum laufen musste.

Kurz orientiert und auf Richtung Hauptstraße, die über Taxenbach nach Rauris führte. Der erste und auch der letzte Kreisverkehr, den ich vor der Hauptstraße fand war verlassen. Also richtig verlassen. Ein Mann kam mit seinem Hund vorbei. „Kommen hier auch mal Autos vorbei?“ „Ja ja. Bestimmt.“ Keine 2 Minuten später kam auch eins. Das auch das mich direkt mitnimmt, hätte ich ja nicht geglaubt. Eine Dame, die eh Fahrtdienst spielte, nahm mich kurzerhand bis Taxenbach mit. Perfekt! Dann sind es ja nur noch 10 km bis zu meinem Start. Plus Höhenmeter, die ich aber verdrängte.

Ausgestiegen und auf die Straße nach Rauris. Die Erste, die vorbeifuhr, hat zwar gewunken, aber das war es dann auch. Die nächsten 3 Autos sind ebenfalls an mir vorbeigefahren. Keinen Moment später ist die, die als erstes gewunken hatte, mir wieder entgegengekommen und hat mich aufgesammelt. „Du bist meine erste Tramperin und du sahst so sympathisch aus! Steig ei!“ „Oh, WOW! Danke!“ „Wo magst na hin?“ „Rauris wäre super!“ „Da fahr ich eh vorbei!“

Kurze Zeit und ein nettes Gespräch später war ich dann auch schon an der Hochseilbahn Rauris, wo mein Start war.

Locker und bei herrlichem Sonnenschein bin ich losgeschlappt. Ein paar Ecken waren mir noch in Erinnerung, als ich 2016 bei der Fleckwiese aufgehört habe, aber jetzt konnte ich die Strecke genießen!!! Es war herrlich! Auch wenn es noch regnen soll, war ich optimistisch, dass es dieses Mal ohne Unwetter zum Hochtor funktioniert und ich mein Ziel von 2016 erreiche. Und so vergingen die km und die Zeit wie im Flug. Bis auf einen längeren Stopp am Tauernhaus, wo es ein Radler und Skiwasser für mich gab, blieb ich bei jeder Gelegenheit stehen, um mich umzusehen, alles aufzusaugen und es mal, ohne „Zeitdruck“ zu genießen. Nach 4:11 h reiner Laufzeit, war ich dann oben. Mit einem breiten Grinsen und einer inneren Zufriedenheit, für mich endlich das Rennen beendet zu haben.

Da stand ich nun und wollte, als ich nach allen Seiten Bilder gemacht habe und mich umgezogen habe und suchte nach einer Mitfahrgelegenheit runter. Im besten Fall bis Bruck. Ferleiten würde ich aber auch nehmen. Zur Not würde ich auch laufen, aber ich warte. Lange. Nach 30 Minuten kam ein Herr auf mich zu und fragte, wohin ich den wollte, „Runter wäre super. Egal bis wo!“ „Steig ein, mein Sohn hat sich schon nach hinten gesetzt!“ „Das ist super, lieben Dank!“

Diese Fahrt werde ich wohl nie vergessen, aber immer noch dankbar, mitgenommen worden zu sein!!!

Keine 2 Gehminuten von meinem Auto entfernt, wurde ich abgesetzt. Perfekt! Ab ins Auto. Pension, duschen und dann Essen. Ein rundum gelungener Tag mit einem richtig großartigen Essen zum Abschluss.

Leben, was willst du mehr?!

Ähm…morgen auch so schönes Wetter wäre grandios. Wenn es regnet, ist es auch ok, aber bitte, bitte KEIN Gewitter!

An meinem zweiten Tag ging es etwas früher los, weil ich ein Stück weiter musste. Mein Start war die Rudolfshütte. Die letzte Hütte vor dem Kapruner Tör beim GGUT100, wo ich 2018 rausgenommen wurde, auf den letzten 200 hm im Aufstieg von 6500 hm bei km 80 von 110. 2019 kam ich gar nicht bis dahin, da war schon in Kals Schluss.

Die zwei Einheimischen an der Bushaltestelle gegenüber meiner Pension haben meine eigentliche Planung über den Haufen geworfen als ich wissen wollte, ob das der richtige Bus wäre. „Viel zu umständlich! Einfach mit dem Bus 2 Stationen fahren, dann bist scho am Zug und kannst direkt nach Uttendorf fahren.“ „Oh, klasse! Danke, das mach ich!“

Das der Zug dann aber erst 45 Minuten später fahren würde, hat mir keiner gesagt. Also bin ich kurzerhand wieder zur Straße und hab unverschämt, beschämt den Daumen hoch. Gleich der Erste hat mich mitgenommen. Ein Viehtransport. Zwar nur bis Mittersill, aber ein Stück ist immer noch besser als gar nicht. Ausgestiegen und direkt beim nächsten Auto wieder ein. Läuft heute! Ein Geschäftsmann. „Hab ich auch immer gemacht, wenn ich von A nach B musste in den Bergen.“

Da stand ich dann in Uttendorf. 45 Minuten noch, bis der Bus zum Enzingerboden fährt. Beim Bäcker noch ein Café geholt und mich dann an die Bushaltestelle gestellt. Also wenn ich schon hier stehe und wenn dann mal ein Auto kommt, kann ich ja nochmal mein Glück per Anhalter versuchen. 3 Autos später, es war zwar ein D-Kennzeichen, aber ein Jeep, hielt an. „Wo willst hin?“ „Einzingerboden zur Seilbahn.“ „Bist mit der Mittelstation auch zufrieden?“ „Aber sowas von!“ „Hab´s aber eilig.“ „Och, kein Ding. Bin da seit gestern schmerzbefreit!“

Was soll ich sagen? Die Fahrt war mit unter ein Highlight meines Trips und wirklich einmalig! Oder wann trifft man schon mal einen Jäger dem sein Revier genau da ist, wo man hinwill und er einen mitnimmt?!

10 Minuten noch, bis die Seilbahn öffnet.

Pünktlich um 9 Uhr wurde ich dann rein gebeten. Ohne zu zahlen. „Aber…ok. Danke!“

Wenn an der Rudolshütte dann nicht die Baustelle gewesen wäre, hätte ich den Startpunkt, den mir meine Uhr für die Strecke ausgespuckt hat, gefunden und ich wäre nicht 30 Minuten in die falsche Richtung gelaufen. Was soll´s. 2017 war´s dunkel. Ich kann mir ja nicht alles merken. Schön war der Verlaufer aber trotzdem.

Kurzerhand die Strecke von 2021 runtergeladen und umgekehrt, weil 2021 geht die Strecke andersrum. Warum bloß?!

Als ich mir die Strecke auf Komot dann angeguckt habe, hab ich eine kleine Abkürzung entdeckt die ich dann auch genommen hab. War schließlich schon 30 Minuten hier oben unterwegs. Das es allerdings so abenteuerlich wird, hätte ich nicht gedacht. Die „steinerne Stiege“ war wahrhaftig steinig. Und steil. Sehr steil, was auch die Gedenktafeln oberhalb schon verraten. Ab dem Zeitpunkt war ich dann auch allein unterwegs.

Die Ecke war einfach unbeschreiblich schön. Diese gewaltige Natur. Die Stille und die Weite. Einfach nur ich im hier und jetzt…und die Schafe und die Steinböcke. 15 Stück auf einem Fleck! Und einer genau über mir am Kapruner Törl. Keine 10 m von mir entfernt. Welch seltener Anblick!

Das Wetter hat mal kurz umgeschlagen, wo ich tatsächlich bedenken hatte, weil ich 2017 schon mal live erleben durfte, wie sich der Berg bin in 5 Minuten verändern kann. Die Schafe haben ruhig weiter gegrast. Was ich hört war lediglich eine Lawine, die nicht weit von mir entfernt, abging.

Nachdem Kapruner Törl traf ich nach gut 3 h auch mal wieder einen Menschen, der von der anderen Seite heraufstieg, um auf der Rudolfshütte zu übernachten.

Ab da dachte ich, es wäre laufbar. Falsch gedacht, aber nicht schlimm. Die Aussicht hat alles entschädigt und es war so schön, zumal die Sonne wieder rauskam.

Vor lauter gucken, hab ich dann auch wohl irgendwo den Weg über die Kapruner Ache verpasst. Was mir aber erst fast ganz unten aufgefallen ist und ich dann einmal quer durchmusste. Einmal schöpfen bitte!

Dann ging es noch um den halben Mooserboden, bevor es die lange Pause gab und es wohl auch endlich laufbar runter.

Die Vorfreude mit dem Adrenalin haben mich fliegen lassen. Wirklich fliegen! Auf´s Knie. Naja, was soll´s. Nach dem Anschiss des älteren Ehepaares, dass man ja „in den Bergen nicht rennt“ und einer Schockminuten, ging es auch wieder weiter. Natürlich rennend! Schließlich hab ich mich die letzten 4 h nur darauf gefreut…und die letzten 2 Jahre, also seit ich 2017 halt, als ich im Berg raus genommen wurde von der Bergwacht wegen dem schlimmen Unwetter.

Also lief ich, was laufbar war, bevor sich das Knie meldet und was soll ich sagen: es hat funktioniert! Die letzten KM, wie immer eigentlich, zogen sich wie Kaugummi. Dafür hat es zu regnen begonnen. Na gut, zu schütten, und zwar aus Eimern. Egal, ich hab es geschafft! Nach 5:50 h, mit Verlaufen am Anfang 6:15 h. Zwar länger als gedacht, aber es war so schön und ich habe so viel Eindrücke und Momente eingesammelt, dass die Zeit sowas von irrelevant ist!

Meinen Seelenfrieden hab ich durch diese zwei wunderschönen Tage in den Bergen und damit auch meinen persönlichen Zieleinlauf von zwei Wettkämpfen, wo die Rechnung noch zu begleichen war.

Spontan dann auch nicht am Montag gen Heimat gefahren, sondern bis Dienstag nach dem Frühstück verlängert. Zumal noch Treffen mit einer Freundin ausstand.

Kleine Erinnerung: wir haben Montag und ich um 19 Uhr Online Cross-X-Training. Doof, weil es ja zu schütten begann und mein Zimmer zwar schön und auch geräumig ist, aber nicht für Cross geeignet. Mein Plan das Training im Hof zu geben, ist im wahrsten Sinne des Wortes: davon geschwommen. Einziger Vorteil: ich kann direkt meine Speicher beim Abendessen auffüllen.

Am Dienstagmorgen dann noch wunderbar gefrühstückt und mich dann mit meiner Freundin auf einen Café getroffen. Eigentlich wollten wir Schwimmen gehen, aber irgendwie…

Pünktlich hab ich mich dann um 9 Uhr auf den Heimweg gemacht um auch Puffer dazwischen zu haben, weil ich um 14 Uhr im Studio arbeiten durfte. Der Plan war gut…bis nach München. Mein Auto hatte keinen Bock mehr und danke ans Karma, für das Lied was ich noch zufällig kurz zuvor mit gerockt habe!

Parkplatz Eichfeld war Schluss. Für´s Erste. Batterie abgeklemmt. Kurzgeschlossen. Tataaaaa, er läuft wieder! Ab in die Karre. 3 km. Exakt 3 km nach dem Parkplatz Eichfeld und exakt 3 km vor dem Autohof Pfaffenhofen. Joa. Spannend. Wie gut, dass ich noch im Urlaubsmodus bin und mich dennoch nicht stressen lasse. Ich kann es ja schließlich gerade sowieso nicht ändern. Papa besorgt einen Hänger und holt mich. Wie gut das die nächste Abfahrt, Allershausen, gerade gesperrt ist und er bis zum Kreuz Neufahrn fahren musste. ABER wenn ich irgendwie hier von der Autobahn wegkomme, also mich jemand anderes runter schleppt, kann er auch Pfaffenhofen runterfahren. Kurzerhand einen Zettel mit „Abschlepper ist unterwegs“ meinen Namen und Handynummer in die Windschutzscheibe gelegt und zugesperrt. Warndreieck war das erste was ich aufgestellt habe, nachdem ich die Warnweste angezogen habe, als ich liegen geblieben bin. Ab in Wald und einmal 3 km zurück zum Parkplatz laufen. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht ist jemand da, der mich wenigstens von der AB schleppen kann. Bin dann einmal mit Schlappen und Warnweste neben der Autobahn im Wald, Acker und Wiese zum Parkplatz. 3 km. Ohne Erfolg. Im Gegenteil. Ein fettes Gewitter kam, bei mir ein schlechtes Gewissen, weil ich mein Auto alleine gelassen habe und dazu auch noch kein Mensch der mir helfen konnte. Und wenn Papa jetzt doch schon da ist? Den erstbesten der mir vor die Füße lief, hab ich direkt gefragt, ob er mich abschleppen kann. „Sorry, nee.“ „Könnten Sie mich dann bitte wenigstens zum Auto mit mitnehmen?“ „Klar.“ Und da sah´s ich dann auch. Auf einer klitze kleinen Anhöhe, wo ich wunderbar mein Auto im Blick und auch die Gegenfahrbahn sehen konnte, wann Papa vorbeifährt. Falls er das noch nicht ist. Das kleine Gewitter ist so schnell wie es gekommen ist, wieder weggezogen und die Sonne kam wieder raus, was das Warten erträglich machte. Dann fuhr auch Papa endlich vorbei und ich wusste, jetzt dauerts nicht mehr lange! Hab ich mich gefreut! Spannend wurde es dann nochmal, als wir das Auto auf den Hänger geladen haben und endlich von der doch sehr stark befahrenen A9 drunten waren. Gemach und gut festgezurrt ging es dann über Landstraße Richtung Heimat. Mit nur knapp 5,5 h Verspätung hab ich dann auch tatsächlich noch meine Schicht im Studio angetreten und konnte dennoch mit einem breiten Grinsen meinen Urlaub Revue passieren lassen.

Und ja, es ist möglich den Akku bis über den Anschlag hin aufzufüllen und mit 100% wieder zurück zu sein! *hach, war das aufregend…

Ich hoffe, dass ich in meinen 2 Videos für dich ein bisschen was einfangen konnte und dich mit entführen konnte in die so be- und verzaubernde Bergwelt!

Reichen 2 Tage zum Auftanken – Teil 1

Reichen 2 Tage zum Auftanken – Teil 2

Euer Wölffchen Nadine 💋

P.S: Man kann ALLES schaffen, wenn man nur wirklich WILL!
Und ich will mehr davon – vom LEBEN!!! 👊🏼💪🏼