In einer Sportlerkarriere schon ein paar Jährchen auf dem Buckel zu haben, kann auch wertvoll sein – zum Beispiel, wenn es darum geht, die sowieso kurze trainingsfreie Zeit zwischen letztem Rennen und Start der Vorbereitung zum neuen Wettkampfjahr wirklich sinnvoll und optimal zu nutzen.

In meiner Profikarriere handelte es sich konkret um ein jährliches Zeitfenster von zweieinhalb bis höchstens drei Wochen: von Anfang/Mitte April bis zum Vorbereitungsstart, der traditionell am 1. Mai angesetzt war. Die Trainervorgabe: „Pause machen“ hab ich als junger Athlet nicht so ernst genommen. Stattdessen habe ich die Langlaufski einfach gegen das Rad getauscht und weitertrainiert. Damit ich dann in der neuen Saison gegenüber den Kollegen schon einige Trainingskilometer Vorsprung hab – so mein Irrglaube. Tatsächlich ist es für mich dann in den ersten Trainingswochen im Vergleich mit manchem Kollegen meist gut gelaufen. Aber spätestens im Herbst hat mich das Nicht­einhalten der Regenerationspause in Form hartnäckiger Formtiefs oder auch längerer Krankheiten eingeholt.

Der Trainingsfortschritt passiert in der Pause! Auch wenn man diese Weisheit dauernd hört, muss man als ehrgeiziger Sportler schon seine eigenen Erfahrungen zu dieser Thematik machen. Unter der Saison hat die Regel gelautet: Drei Trainingswochen, eine Regenerationswoche. Das hat natürlich nicht „Nichtstun“bedeutet, sondern ein paar Tage mit geringerem Umfang. Oder – noch so eine „Anspannungs-Entspannungs-Regel“: Training am Vormittag, Pause am Nachmittag. Da war die Versuchung oft groß, die eine oder andere Trainingseinheit in einer trainingsfreien Zeit aufzuholen, überhaupt, wenn man mit dem Pensum hinten nach war.

Die Erfahrung, dass sich mangelnde Regenerationstzeiten immer rächen, hab ich also erst im Laufe meines Leistungssport-Karriere machen müssen.

Das Schwierige daran ist ja, dass sich die fehlende Erholung nicht unmittelbar auswirkt, sondern zeitverzögert. Oft viele Wochen später. Aber irgendwann schreit der Körper zuverlässig nach der versäumten Pause.

Was für mich früher der April war, ist im Jahreszyklus vieler Hobbyathleten der Herbst: die Zeit zwischen Saisonende und neuem Wettkampfjahr, in der man einmal ohne schlechtes Gewissen die Füße hochlegen soll. Und sich auch nichts denken soll, wenn die Waage zwischenzeitig ein, zwei Kilo mehr anzeigt. Wenn man in dieser Zeit schon unbedingt etwas aktiv angeht, dann sollte es das Auskurieren von kleinen Verletzungen sein – zum Beispiel mittels Physiotherapie. Aber sonst soll Pause wirklich Pause heißen.

Wenn ich in späteren Karrierephasen in solch einer Pause ein paar Fettreserven angelegt habe, dann hat mir das kein Kopfzerbrechen mehr gemacht. Ich hab auch kein schlechtes Gewissen mehr gehabt, wenn sich mein Bewegungspensum in diesen Pausen auf leichtes Schwimmen und Spazierengehen beschränkt hat. Zugegeben: Der Wiedereinstieg ins Training war dann etwas härter und der Muskelkater heftiger als in frühen Jahren. Dafür habe ich gewusst, dass ich die trainingsfreie Zeit wirklich gut genutzt habe. Und der Saisonverlauf hat mir eigentlich jedes Jahr Recht gegeben.

Quelle: Sportaktiv

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