geschrieben Juli 2019

Eigentlich war ich zum Rechnung begleichen gekommen und es kam doch wieder anders als geplant.
Ein Traum ist dazu da, um ihn in die Realität umzusetzen, oder zumindest das Bestreben das Ziel zu erreichen.

Ich glaube aber, der Großglockner will mich einfach nicht 😂 oder er hat mich nicht verdient 🙈

Meine Überschrift zu diesem Bericht hätte werden sollen: Rechnung beglichen. Aber jetzt hab ich schon 3 Einleitungen zu diesem Bericht und irgendwie ist es, egal wie ich anfange, doch nichts Ganzes. Wie auch das Rennen. Aber von Anfang an…

Wie auch 2017 bin ich am Donnerstag nach Kaprun angereist, um am Renntag keinen Stress zu haben. Ausreichend zu schlafen und einfach ein bisschen Zeit für mich zu haben. Bis auf das es keine 4 h Anreise, sondern 6 h waren…
Das Hotel, was gerade mal 200 m vom Start entfernt ist, war auch dieses Mal wieder gebucht und so habe ich die Nacht vor dem Rennen wieder sehr gut geschlafen und auch gefrühstückt. Dieses Mal hatte ich zwar alles dabei, aber ich wollte nichts machen. Also rein gar nix außer schlafen und mich auf den Lauf freuen.
So hab ich nach dem Frühstück meinen Laufrucksack gepackt und bin zur Startunterlagenausgabe um 11 Uhr, wo auch gleich der Equimentcheck war.
Das war dann tatsächlich das Einzige, was ich gemacht habe. Danach gab es nochmal ein paar Karamellwaffeln, bevor ich mich wieder hingelegt habe. Der etwas längere Mittagsschlaf hat bis 16 Uhr angehalten, danach war ich wach. Wollte zwar nochmal eine Runde träumen, aber immerhin waren die Augen zu und habe nichts gemacht. So richtig gar nichts!
Dann gab es noch einen Café, frische Kontaktlinsen, Zähne putzen, anziehen und los. Dropbag abgegeben und dann Richtung Start, wo um 21:40 Uhr das Racebriefing war.
So langsam steigt auch endlich das Kribbeln auf und ich freu mich riesig auf das Rennen.
Die Stimmung steigt, der Moderator zählt runter und schon ging es los. Ein Stück durch Kaprun wo uns noch richtig viele Leute am Straßenrand lauthals angefeuert haben und die Atmosphäre war einfach genial.
Der erste Anstieg kam und auch der erste Stau. Gut, dass alle noch frisch waren, so war das dicht an dicht stehen nicht ganz so unangenehm 🤭
Die ersten 10 km vergingen wie im Flug und die erste Labestation bei km 14 mit Getränken war erreicht. Iso in die Flasche und weiter ging´s. Dass das wohl nicht das Optimum war, sollte ich im Laufe des Rennens noch bereuen.
Der nächste Anstieg zur unteren Pfandlscharte wartete auf uns Läufer, wo es ein Tal lang immer leicht ansteigend in den Berg rein ging. Gut 20 km mit ca. 2000 hm, aber erstmal war die Labestation in Ferleiten das Ziel, weil da Cutoff um 2 Uhr war.
In der Ferne fängt der Himmel das Zucken an und einige Zeit später kam auch der Donner dazu. Als es dann auch noch zu regnen begann sank meine Motivation & Laune auf den 0 Punkt. „Bitte nicht nochmal so eine Tortour wie damals, als ich 2 Stunden bei einem furchtbaren Unwetter durch den Berg musste nach dem Rennabbruch. Klatschnass, hungrig und müde. Bitte nicht! Lieber höre ich in Ferleiten auf!“ Meine Bitte wurde jedoch erhört und das Wetter beruhigte sich wieder.
10 Minuten vor 2 Uhr war ich dann auch an der VP und habe mir eine Suppe und Salzstangen genommen. Wirklich Hunger hatte ich nicht, obwohl ich nüchtern war, dafür hab ich mir nochmal mein Iso ausgefüllt und auch die Getränkeblase im Rucksack voll gemacht. Schließlich standen jetzt zähe Stunden durch die Nacht an.
Um 1:55 Uhr bin ich dann auch wieder los und so langsam viel mir dann wieder ein, was vor 2 Jahren hier war. Da war ich todmüde und hab mich auf jede kommende Bank gesetzt und versucht zu schlafen. Dieses Jahr bin ich wach und es ist auch nicht so kalt, wie beim letzten Mal als ich hier war. Dafür zwickt meine rechte Kontaktlinse, wo ich das Gefühl hatte, dass die beim nächsten Zwinkern einfach rausfällt.
„Stimmt, da kommt jetzt das Stück, wo ich mit Sebastián den Sonnenaufgang fotografiert habe, als er auf mich aufgelaufen ist!“
Sebastián war aber heute nicht hier, der lief beim Irontrail in der Schweiz, aber Florian kam. Kannte ich zwar nicht, aber seine Stirnlampe hat geblinkt und ich fragte, ob seine Lampe wohl leer werden würde. „Kannst mir ja leuchten, dann wechsel ich!“ „Klar spiele ich deine Leuchte!“ und von da an hatte ich einen Laufpartner, der mal mehr vor oder hinter mir lief. Getroffen haben wir uns immer wieder. Ziele muss man haben 🤣
Und so liefen wir gemeinsam die untere Pfandlscharte hoch und dann kam der Morgen und somit auch das Tageslicht hinzu. An dieser Stelle: danke Andrea für den Bericht vom „The Track“ mit deiner Motivation „und immer immer wieder geht die Sonne auf“ 😘
Dann ging es noch ein Stück runter und das Glocknerhaus bei km 36 war erreicht 1:20 h vor dem Cutoff.
Mein Bauch fühlte sich an, als wäre er ein riesen großer blauer Fleck und hart wie Beton. Das restliche Iso habe ich ausgekippt und ich hab mir Suppe mit bisschen Brot genommen in der Hoffnung, dass die Übelkeit nachlässt, die ich wohl vom Iso hatte. Wasser im Rucksack aufgefüllt und in die Flasche kam warmes Zuckerwasser mit Cola, bevor es mit Laura weiter ging. Sie lief Staffel mit ihrer Mama. Heißt: bis Kals bei km 62 und dann wäre Übergabe.
Mit ihr bin ich dann über den Damm am Stausee, bevor der nächste Anstieg kam. Eine Gruppe fröhlicher rennender Kühe stand uns im Weg und wir haben einen kleinen Bogen drum rum gemacht. Kann ja nicht schaden.
Die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite und brannte vom strahlend blauen Himmel. Die Aussicht war einfach grandios und entschädigt für so einiges. Die Pfortscharte stand als höchster Punkt des Rennens an und es ging, klar, bergauf. Langsam, aber stetig mit dem Ziel: danach geht´s wieder runter! Ab da hab ich es wieder laufen lassen mit dem Ergebnis, dass ich dann nach einer Serpentine bergab mal eine kurze Bodenprobe genommen hab. „Ein bisschen Schwund ist immer!“ Kurz darauf kam dann auch schon die nächste Verpflegungsstelle an der Lucknerhütte und ich bestellte mir erstmal ein Radler, wenn das mit dem Essen heute eh nix wird. Dazu gab es Suppe mit Brot für mich.
Nach einem kurzen Stück bergab ging es auch direkt wieder berghoch. Selbst meine Traubenzuckerherzen wollte mein Bauch nicht, aber immerhin ging das Trinken mit zusätzlich einer Salztablette stündlich.
Florian meinte als er an mir vorbeilief: „oben ist eine Bank, da treff ma uns!“ „Hätte ja nicht geglaubt, dass da wirklich eine Bank kommt!“ „Hab ich dich schon mal angelogen?!“ „Ähm…nö, aber wir kennen uns ja auch erst seit letzter Nacht!“ 😂🙈
Ein letztes Mal noch rauf, bevor es dann steil bergab nach Kals ging, wo auch die Dropbag wartete. Ich konnte es richtig gut laufen lassen und habe dann auch Laura´s Mama getroffen, die hoffte, dass ihre Tochter noch rechtzeitig vor dem Cutoff an ihr Ziel kam, damit sie auf ihre Etappe loslaufen konnte.
Kurzes Pläuschen noch hier und dann war ich auch schon auf den letzten Metern vor der Verpflegung, als auch schon das Gewitter vor mir aufzog.
Als ich rein kam meinte einer von der Organisation: „du kannst entweder jetzt hier aufhören, oder weiterlaufen und bei der nächsten Verpflegung am Tauernhaus raus. Bis zur Rudolfshütte wirst du es sicher nicht mehr schaffen.“ „Ok, dann trinke ich jetzt erstmal ein Radler und entscheide mich dann.“ Aber soweit kam es nicht mehr, weil als ich mein Radler hatte kam auch schon die Durchsage: Rennabbruch! *hmpf…
Dankbar, bis hierhin und vor allem weitestgehend trocken durchgekommen zu sein: muss wohl so sein!
Florian hatte mir unterwegs schon angeboten mich nach Kaprun zurück zu fahren, falls ich aufhören soll/muss und er würde es ja sehen, wenn ich noch da bin.
Und ein 3. Mal? Laufe ich einen Lauf normalerweise nicht, aber die Strecke geht nächstes Jahr in die andere Richtung 🙈 mal sehen, was bis nächstes Jahr ist!

…zu den Bildern 📸 geht´s hier lang:

Eigentlich war ich zum Rechnung begleichen gekommen und es kam doch wieder anders als geplant. Ein Traum ist dazu da,…

Gepostet von Nadine Wolff am Mittwoch, 31. Juli 2019


Nachbemerkung: am Sonntag wurde mir ein Screenshot geschickt, dass eine Läuferin beim Ultra Skyrace vom Blitz erschlagen wurde…