geschrieben Juni 2017
…was mich im Januar geritten hat, als ich mich beim Tiroler Rennrad Cup angemeldet hab, ist mir bis heute schier unbegreiflich. ABER vielleicht muss man sich wirklich auch ab und an zu seinem Glück zwingen um genau solche Erlebnisse erleben zu dürfen!
Und so bin ich das Wochenende nach der Bayerischen Meisterschaft in Erding RECHTZEITIG ins Dreiländer Eck nach Nauders aufgebrochen mit meiner Anakonda im Kofferraum und so eine Lust auf das Radrennen, dass ich selbst etwas Angst vor mir selbst hatte.
Angekommen im Gästehaus bin ich gleich los um meine Startnummer zu holen und ne Portion Nudeln zum Speicher füllen bei herrlichstem Wetter.
„Fährst du morgen?“ fragt mich eine Dame neben mir. „Klar“. „Wetter soll wohl nicht so toll werden.“ hängt sie an. „Mir egal, fahre doch nicht extra soweit um dann nicht zu starten“ war meine Antwort. Ja es stimmt, laut Wetterapp soll es morgen schütten was geht und Gewitter soll wohl auch dabei sein. *gnnnaaaaaaaaa!
Ich starte. Komme was wolle!
Als ich aufgewacht bin, hab ich es schon gehört und auch da hab ich keinen einzigen Gedanken daran verloren NICHT zu starten! Optimistisch wie ich bin, hatte ich natürlich auch außer einer Regenjacke nichts dabei. Weder Schuhüberzieher, noch lange Hose, geschweige denn Handschuhe 😏 Was soll´s. Ich creme mich dennoch mit Sonnencreme ein, es wird sicherlich noch schön!
An Scheiserla sollte es werden! ABER: die Hoffnung blieb und so bin ich nach einem leckeren & ausgiebigen Frühstück um 6:45 Uhr zum Start gerollt.
Schön, dass die Schuhe jetzt schon einmal nass sind 😅
Immer noch erstaunt über meinen Willen das Stilfser Joch zu besiegen, war dann um 7 Uhr der Startschuss bei gleichmässigen Regen.
Um nicht gleich abreißen zu lassen hab ich mich sogar mal wirklich angestrengt und konnte tatsächlich dran bleiben ohne das mich gefühlt alle überholten.
Schockiert war ich dennoch, wie viele umgedreht sind 😨. Wahnsinn! Ich habe noch niemals so viele umkehren sehen.
„Ich dreh doch jetzt nicht um! Bin doch schon 5 km von 120 km mit 3000 hm gefahren. Nee nee! Außerdem hab ich ja jetzt dann fast 30 km Zeit mich warm zu fahren wenn es auf´s Stilfser Joch hoch geht und nass bin ich eh schon.“
Immer noch erstaunt über meinen Optimismus ging es nach dem Reschensee bis nach Glurns runter. Und ja, ich habe gefroren und gebibbert auf meinem Bock, aber an ein Umdrehen hab ich immer noch nicht gedacht. Warum auch.
Nach Prad ging es dann los mit dem Anstieg bis zum Stilfser Joch. Und außer dem Gewitter und Regen war es wirklich schön! Dass ich mal sowas sage, bzw. schreibe, hätte ich selbst nie von mir gedacht.
Kehre 48 – aha, so viele Kehren geht es also da hoch.
„Kann es sein, dass mein hinterer Reifen platt ist?“ hab ich einen gefragt, der mit mir fuhr. „*hmmm, sieht zwar nicht so aus, aber wir können gerne an einer Kehre anhalten, dann kannst du meine Luftpumpe haben.“ „Dann musst du aber auch absteigen.“ „Nicht schlimm, muss eh mal kurz runter vom Rad.“ „Na dann.“
Und so hab ich einen Luftpumpe gehabt und auch gleichzeitig einen Mitfahrer, weil dabei hatte ich ja nur mein Pannenspray.
Also abgestiegen und aufgepumpt und auch mein Rücken hat sich darüber gefreut. Kälte & Regen in Kombination mit der Position auf dem Rennrad ist halt doch nicht optimal. Weiter ging es bis zur 1. Verpflegung in Trafoi. Kurz abgestiegen was gegessen und Getränke aufgefüllt, bevor es „nur noch“ 20 km hoch ging.
Der Regen wurde zwar nicht weniger, aber mittlerweile regnet es nur noch kleine Tropfen und dazu hat sich Nebel gesellt.
Mein Mitfahrer meinte irgendwann „wenn man die Abgrenzungen an der Straße sieht, kann man normalerweise bis hoch gucken“
Was er auch immer damit meinte, wurde mir erst bewusst, als ich einen Tag nach dem Rennen die Bilder vom Sportografen sah. Hätte ich wohl gesehen, wo ich da wie weit fahre, wäre ich abgestiegen und womöglich wohl doch freiwillig umgekehrt 😱 ABER ich hab ja nix gesehen und hab mich brav von Kehre zu Kehre hoch getreten.
Fast oben angekommen, gab es dann an der 2. Verpflegung auch was „Warmes“ zu Essen, wobei bei 2° alles ziemlich schnell kalt wurde. Auch mir. Weil ich aber immer noch nicht ans Aufgeben gedacht habe, ging ich zum Sani und hab mir einen Rettungsdecke geben lassen. „Goldmarie on the road“ und zwar bis Laatsch. Gute 25 km mit knapp 2000 hm im Abstieg inkl. eingefrorenen Fingern. Dafür kam die Sonne raus, auch wenn die, zumindest bei der Abfahrt, wenig bis gar nichts brachte zum Warm werden.
Immer wieder mal auf die Bremsen geguckt ob auch wirklich meine Finger da sind, wo sie sein sollten, hab ich meine Anakonda laufen lassen. Max. 63 km/h und genau deshalb bin ich gestartet.
30 km waren es dann nur noch bis ins Ziel. Nochmal vorbei am Reschensee und dann war es auch wieder Schluss mit Sonnenschein, es hat wieder zu regnen begonnen. Egal, jetzt ist mir warm und nass bin ich eh immer noch!
Wie gut, dass ich erst am Reschensee festgestellt habe, dass ich ein paar Schrauben verloren hab!!!
Zeit war mir egal, ankommen und sogar Spaß dabei zu haben war Priorität. Auch wenn man im Nachhinein die Teilnehmerzahl mal mitbekommt:
▪ Angemeldet: 4200
▪ Am Start gestanden: 1200
▪ Gefinisht: 600 und ich war eine davon!
…zu den Bildern 📸 geht´s hier lang!