geschrieben August 2017

„Hast du Bock, das wir mal mit dem Rennrad zum Gardasee fahren?!“

„Joa, warum nicht. Bin dabei!“

…und das war es eigentlich auch schon. Großartig zu planen gab es nicht, weil wir von München aus einige Touren schon gefunden haben und wegen Übernachtung wollten wir, eher mehr ich, keinen Stress machen. Lieber gucken wie weit man jeden Tag kommt, als im Hinterkopf schon wieder ein Ziel zu haben. Nach kurzer Diskussion konnte ich auch Chrissi, die überhaupt auf den Trichter kam, davon überzeugen, dass wir schon ein Bettchen für die Nacht finden werden. Auch wenn wir die Tour im August geplant haben, wo ja eigentlich Hochsaison ist. Zur Not: weiter fahren.
Die Woche noch raus gesucht, wo es am einfachsten war, mal frei zu machen und dann ging es auch schon los.
Chrissi nach 4 h Schlaf aus der Nachtschicht, ich vom Büro raus am Dienstag, 15.August um 12 Uhr. Na gut, es war 12:30 Uhr. Wir hatten ja keinen Stress. Bis auf den, dass wir die 1.Nacht definitiv in München schlafen. Hieß also: Feucht – München. Zum Einrollen locker und entspannt über die Käffer, die eh vor unserer Haustüre lagen und wir eh schon kennen, ging es dann über Thalmässing rechter Hand dann von der Autobahn weiter Richtung Ingolstadt. Aber soweit kamen wir gar nicht. Vorher wurde mir der Himmel zu schwarz und es war auch ein Unwetter angekündigt. Als wir dann in Buxheim gehalten haben um zu gucken, wo, wie weit noch und wie lange ca. hörten wir schon das Unwetter anrollen. Wie es der Zufall auch wollte, standen wir keine 3 m vom Bahnhof entfernt. Kurz geguckt, wann der nächste Zug fährt und schon haben wir uns am Bahnsteig inkl. Räder wieder gefunden. Weiter fahren war uns dann auch zu riskant. Wer weiß, ob dann der Bahnhof wieder zufällig am Weg lag?!
Kurz Zuhause Bescheid gegeben, dass wir heute nach knapp 85 km die Weiterreise mit dem Zug nach München fortsetzen und das alles okay ist. Meine Papa „War wohl die beste Entscheidung. In Frankfurt haben sie sogar den Flugverkehr eingestellt wegen dem Unwetter!“
Im Nachhinein: definitiv die beste Entscheidung!!!
In München dann gleich am Bahnhof bei der L´Osteria nachgeladen um dann einmal nach Norden in München zu fahren, wo unsere Unterkunft war.
Wie gut das wir morgen nur einmal komplett durch München mussten *Ironieaus!

Mittwoch, 16.August
Die Nacht hat´s geschüttet was runterkam und so waren die Straßen nass und die Luft angenehm frisch.
Beim Bäcker lecker gefrühstückt und dann die Tour um 9:30 Uhr durch München gestartet. Das war mal ein Erlebnis!!! Knapp 2 h für 18 km *wuhuuu! So wenn’s weiter geht…bin ich froh, dass wir kein Zimmer vorab gebucht haben. Bis zum Tegernsee wollten wir sicher kommen. Achensee wäre auch nicht schlecht.
Die Radwege von München aus zum Tegernsee und weiter bis Kreuth waren fantastisch und die Reifen rollten. Das Wetter hätte nicht besser sein können und wir sind bei blauen Himmel und Sonnenschein gen Italien geradelt. *hach *dasLebenistschön
Immer mehr als die Hälfte, die wir uns am Tag in etwa vorgenommen haben, dann gab es die 1.Pause, dann wieder die Hälfte von der 2.Hälfte, also 1/4, die nächste Pause und dann noch den Rest.
Die Pausen waren von ausgiebigen „Nachladen“ geprägt und dennoch kurzweilig. Nicht das sich der Hintern dran gewöhnt.
Zufällig bei einer der ältesten Gaststätten der Umgebung von Kreuth gerastet und sowas von lecker gegessen bei so einem fantastischem Service!!! Müssen wir uns merken. Memo: Restaurant Café Pension Haus Göttfried
Dann war auch Achenkirch nicht mehr weit und haben uns entschieden, da nach einer Unterkunft zu gucken.
„Weißt was? wir laufen jetzt mal in diese Richtung und fragen einfach da wo es uns gefällt, ob sie noch ein Schlafplatz haben.“ Gesagt – getan. Und schon nach nicht mal 50 m war da so eine goldige Pension. Pension Landhaus Mayer
„T´schuldigung. Haben Sie für eine Nacht noch ein Zimmer frei?“ „Na freilich! Ist zwar nix besonderes, aber Betten sind drinnen. Kostet 25 € inkl. Frühstück“ „Nehmen wir“
Und es war sowas von optimal. Dusche direkt im Zimmer, Clo am Gang und die Betten frisch bezogen.
„Hätten Sie auch noch eine Möglichkeit, wo wir unsere Klamotten zum Trocknen aufhängen können?“ „Legen Sie mir es einfach hin, ich wasche es Ihnen.“ *Jackpot!
Ab zum Supermarkt und Getränke für die Nacht gekauft, bevor es dann, klar: zum Essen ging!
Da Chrissi schon mal da war, wusste sie das man beim Fischerwirt gut essen konnte und es war nicht mal 5 min von unserer Pension entfernt. Chrissi gönnte sich einen Hirschbraten und ich Pfifferlinge mit Bratkartoffeln & Ei und als Nachspeise „Mohr im Hemd“
Satt und zufrieden ging es dann auch zeitig ins Bett, nachdem wir unsere frisch gewaschenen Klamotten zusammengelegt hatten, um wieder fit zu sein. Ach ja, unsere Räder haben sie in die Werkstatt gesperrt. Läuft!

Donnerstag, 17.August
Ausgeschlafen und nach einem leckeren Frühstück gestärkt ging es dann weiter. Genau genommen bis Maurach, nach dem Achensee, weil länger wollte der Mantel mit dem Riss wo der Schlauch schon raus kam, nicht halten. Der Genickbruch waren die Bahngleise in Maurach Richtung Jenbach über Kasbach, bevor es gut 5 km runter ging. Eigentlich der optimale Zeitpunkt, weil wenn es später passiert wäre, wir in der Pampa gestanden hätten und aufgeschmissen wären. So war es ein einfaches die 700 m zum Sport 2000 zu schieben, da einen neuen Mantel & Schlauch zu holen, montieren und weiter fahren. Übrigens: Sport 2000 in Maurach bekommt noch eine Bewertung…und die wird ehrlich sein! Sorry, aber für den nicht vorhandenen Service…egal, das würde jetzt hier die Zeilen sprengen.
Mit frischen „Sohlen“ an Chrissi´s Rennrad ging es dann auch weiter. Runter nach Jenbach, die Abfahrt auf der neuen Straße ist ein Traum, am Inn entlang nach Innsbruck (Großstädte mit dem Rennrad zu durchfahren ist schon eine Herausforderung für sich!) zur alten Brenner Straße. Bis zur ersten Biegung, Kehre kann man dazu noch nicht sagen. Da lachte und das Kulturgasthaus Bierstindl an. Die Hälfte war eh schon geschafft und eine große Pause war fällig. Es gab eine klare Brühe mit Kaspressknödel für frischen Sprit in den Haxn.
Unsere nächste Pause wollten wir dann in Grieß machen, bevor es nach Brixen an dem Tag noch gehen sollte.
Also, ab auf den Bock und die alte Brenner Straße hoch. Dann fängt doch nach nicht mal 100 m einer an zu hupen *Depp…bis er vorbei war, weil da erkannten wir: unser Taxifahrer für den Heimweg! Eher Chrissi´s Papa der Alois, der eh Urlaub am Lago di Garda machen wollte, fährt tatsächlich die gleiche Strecke. Ein paar Kurven später dann ein kurzes Hallo, Wasser aufgefüllt und dann ging es auch nach Grieß unserem nächsten Stopp. Zwar ohne Alois, der ist wohl weiter gefahren, aber mit Kaiserschmarrn für Chrissi und einem klitze kleinem Eisbecher für mich.
Frisch gestärkt, vollgefressen trifft es besser, ging es dann die 5 km bis zum Brenner noch gar hoch, wo dann Alois auch zu finden war. Kurzer Zwischenstand, dann war es auch schon mit uns geschehen. Denn dank der Streife die am Straßenrand stand, wo wir noch winkend mit knapp 50 Sachen dran vorbei gerauscht sind, sind wir (vorbildlich wie wir sind) wieder am Radweg. Fehler! Ganz großer Fehler! Es war zwar ein wunderschöner Radweg, wohl eine alte Bahntrasse, auf der wir Gott verlassen dahin gerollt sind, aber nicht daraus gekommen, wo wir eigentlich hin wollten. Also: Navi´s gecheckt und auf gut Glück „die Richtung“ entlang. Gute 9 km mal dezent falsch gefahren. Wieder „back on Track“ ging es dann durch Sterzing, Freienfeld, Mauls und Grassstein nach Brixen. Beim Lago Fortezza kam ich ins Schwärmen, Chrissi ins Mosern. „Guck mal wie toll das aussieht der See mit der Festung!“ „Kann ich gerade nicht sagen! Du hast doch die Steinzeit überlebt! Du bist doch echt net kaputt zu kriegen“ „Etz sei halt net so! Läuft gerade halt…“..schweigen…ich genieße…Chrissi tritt…
In Brixen angekommen fing das große suchen nach einer Unterkunft an. Am erstbesten Café erstmal hingesetzt, Lage gecheckt, Alois begrüßt der auch dazu kam und dann das Ablaufen der Hotels in der näheren Umgebung. Fehlanzeige. Wir wollten und brauchten kein 5 Sterne + Hotel. Wir wollten nur duschen, schlafen und ein Frühstück. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann drauf, dass das Café zu einem Hotel gehört. City Hotel Tallerno. Und siehe da: ja wir haben noch ein Zimmer mit Frühstück und die Räder können wir auch innen abstellen. Ja, warum nicht gleich?!
Geduscht, angezogen und wieder ins Café. Alois hat die Essenslage ausgekundschaftet und wir sind in eine Pizzeria ums Eck. Da gab es erstmal was zum Anstoßen für unsere mega Etappe heute, die so nicht und schon gar nicht so lange, geplant war. 165 km mit immerhin 1000 hm. Aber: es läuft gerade halt…

Freitag, 18.August
Geschlafen wie zwei Steine waren wir beide ziemlich früh wach. Nur leider ohne Frühstück. Das läuft hier ein bisschen langsamer. Frühstück gab es erst um 7:30 Uhr. Wir hatten 6 Uhr…
Fertig gepackt und angezogen stürmten wir dann pünktlichst das Frühstücksbuffet, bevor es wieder auf unsere Räder ging. Wir wollten bis Torbole, unserem Ziel am Gardasee. Was da allerdings noch kam, hätte ich so nicht erwartet!
Um 8:45 Uhr ging es los. Das restliche Stück noch durch Brixen um dann einmal nach Bozen locker uns einrollen. Ging ja nur bergab. Nachdem wir auch fast durch Bozen waren, gab es einen kurzen Café Stopp. Hätte ich gewusst, wo es dann für die nächsten fast 82 km lang ging….
Willkommen an der Etsch. Radweg. Geradeaus. Brennend heiße Sonne und Apfelplantagen. Sonst nix. Nicht mal Radfahrer die uns überholen.
Nach 40 km, noch vor Trient, haben wir unsere große Pause eingelegt und unsere Motivation gesucht, die anscheinend mit unserem Sitzfleisch irgendwo rumliegen.
Das Essen gab uns die nötige Energie bis Trient. Dann waren auch die Wasservorräte verdunstet und die Hitze rief nach EIS!
Es half nix, wir wollten heute noch ankommen! „Schnitt halten!“ Immer brav gegen den Wind, die Sonne und die Aussicht auf schnurstracks geradem Radweg. Genau meins *hmpf. Chrissi ging es hinter mir nicht besser. Aber ich war hartnäckig. „Wenn wir jetzt langsamer fahren, tut uns unser Hintern noch länger weh!“ „Stimmt“…
Einmal kam endlich einer von hinten. Rennradfahrer und, so wie es aussah, auf seiner Trainingsrunde. 31 km/h mit einer Trittfrequenz wie eine Nähmaschine von 90 Umdrehungen die Minute. „Dran, wir müssen da dran bleiben!“ „Das schaffen wir net!“ „Doch!!! Tret einfach und bleib dran!“
Wir haben es tatsächlich geschafft. Und es tat sooo gut in seinem Windschatten mich zu erholen. Bis er seinen Arm hebt und nach links „blinkte“ NNNEEEEEEEEEIIIIINNNN, ich bin noch nicht erholt und außerdem waren es ja nur 2 km!!!! *hmpf…
Die letzten paar km schaffen wir auch noch! Ich hatte sowas von keinen Bock mehr…“Etz geht´s nur noch runter!“ Bis der 12% Anstieg kam. Wo? Keine Ahnung, ich war beschäftigt und Chrissi beim Foto machen am Erholen! MTBlerin durch und durch halt. *pfff
Durch Mori durch und dann der nächste Fehler: 2 Sekunden nicht aufgepasst und falsch abgebogen. „Bist du dir sicher? Da dürfen wir nicht fahren.“ „Geht scho!“ Ja, noch 1,5 km, dann begann der Schotterweg. Keine 10 Pferde hätten mich die Strecke wieder berghoch gebracht, lieber trag ich mein Rad runter!!!
Gesagt – getan! 1,5 km Rad tragen auf Schotter mit Radschuhen. Läuft bei uns im wahrsten Sinne des Wortes. Als wir auch das geschafft haben, rollten wir ENDLICH zum Ziel: Casa del Dazio. Selfie geschossen und ab zur besten Eisdiele der Stadt und da hatte Chrissi wirklich nicht zu viel versprochen, es war MEGA! Und etz?!
„Ich ruf meinen Papa an, der holt uns.“ „Ja, aber nicht hier. Wir fahren im noch ein Stück entgegen.“ „WAS?!?! Spinnst?“ „Klar, für´s tragen noch locker ausrollen zum Ausgleich:“ „Oh man…du bist wirklich nicht Tod zu kriegen!“
Bis Malcesine haben wir es noch geschafft, dann kam unser Taxi. PERFEKT!

Räder auf den Radständer und ab zum Campingplatz. Fläschchen Rosé Blubber Zeugs geholt und ab zum See. So wie wir waren, einfach rein.

Jetzt war ich also auch mal hier, am Lago di Garda. Ohne Maut und ohne Staus. Bei optimalem Wetter und einer Freundin, mit der man sowas schon mal machen kann…“du mich auch!“ Danke für die mit mir geteilte Idee & Umsetzung!

In Summe waren wir 21:30 h auf den Böcken gesessen und haben dabei 501 km mit 2870 hm im Aufstieg und 3315 hm im Abstieg abgespult.

Das an Gebühren gesparte Geld wurde direkt in Essen & Trinken investiert…

Zum Video aus der Sicht der GoPro in 14:27 Minuten kommst du hier:

Video aus unseren Bildern in 2:57 Minuten findest du hier:

Alle anderen Bilder, falls die Videos noch nicht reichen, hier: