geschrieben November 2016

Es gibt dich und mich, mit zwei gesunden Armen und Beinen und in der Regel einer gesunden Rübe obendrauf damit es nicht reinregnet. Und dann gibt die, die vielleicht nicht zwei gesunde Armen oder Beinen haben, oder eben nicht so sind wie die „Normalen“. Genau über diese außergewöhnlichen Menschen möchte ich gerne heute etwas schreiben.

Das Schlüsselerlebnis habe ich als kleines Mädchen gehabt und ich erinnere mich komischerweise bis heute dran, als wenn es gestern gewesen wäre. Ich war mit meinen Eltern in einem Blindenheim, weil eine Bekannte da arbeitete. Eine 3er Gruppe Mädchen spielten in einer Ecke. Die Tür ging auf und von einem dieser Mädchen kamen die Eltern. Aber das sah ja das Mädchen nicht, aber sie wusste es noch bevor ihre Eltern was gesagt haben. Das Mädchen ist aufgesprungen und freudestrahlend zu ihren Eltern gerannt. Woher wusste sie, dass das ihre Eltern sind? Das war der Moment der mich fasziniert hat und mich bis heute immer wieder erstaunen lässt, was diese besonderen Menschen können und vor allem, was sie sind, wie sie sind und was sie alles können.
Aber dann gibt es ja uns Normale. Die, die ALLES können. Schwimmen zum Beispiel. Was die Besonderen halt nicht einfach so lernen können. Weil vielleicht die Möglichkeit nicht besteht, oder weil die Eltern nicht wissen an wen sie sich wenden können.
Schon mal so einem besonderen Menschen genau angesehen? Und sei ehrlich! Meist und gar nicht bewusst wahrscheinlich doch ein bisschen geglotzt. Stimmt´s?
Warum eigentlich? Warum sieht man so einen Menschen anders, als uns Normale? Da ich die Frage nicht beantworten kann, stelle ich sie einfach. Oftmals freuen Sie sich viel viel mehr über die kleinen Dinge als wir Normalen.
Warum kann man solchen nicht helfen wie jeden anderen auch?
Wenn ich an einer Ampel stehe und neben mir ein solcher Mensch steht, zögere ich keine Sekunde und frage ob ich helfen kann. Zu 90% bekommt man eh ein „Danke, das geht“ zurück. Insgeheim lächeln diese Menschen und wachsen daran, es in diesem Moment einem zu zeigen, dass sie so etwas auch alleine können.
Einem Kind ist man ja auch ein Vorbild und geht nur bei Grün über die Ampel. Oder Oma die mit ihren Einkäufen sich ein bisschen schwer tut. Warum also nicht denen helfen, die vielleicht nicht das sehen was wir sehen? Oder denen, die einen Dauersitzplatz haben?
Warum ich sowas schreibe?
Weil ich mit dem ein oder anderen besonderen Menschen im Wasser arbeite darf und ich mich jedes Mal auf´s Neue darauf freue.
Im Langwasser Bad gibt es einen jungen Mann, der sehr schlecht sieht. Jede Woche kommt er um seine Bahnen zu ziehen. Ab und an ist jemand dabei, aber meist alleine. Wenn ich zu der Zeit ebenfalls im Schwimmerbecken bin, sag ich schon mal „Vorsicht, da kommt jemand“ oder ich unterhalte mich einfach so mal kurz mit ihm.
Wenn andere dann das mitbekommen, gucken die meist noch ein bisschen skeptischer und regen sich schon auf, dass sie jetzt um ihn einen Bogen schwimmen müssen. Man kann tatsächlich mit dem Sprechen, er ist sehr nett. Er kann sich die Stimmen wunderbar merken und ist auch sehr offen. Mit anderen könnt ihr ja auch reden, wenn er ständig quer schwimmt oder zu arg ins Wasser patscht.
Ich finde es sehr bewundernswert, dass er jede Woche kommt und seine Bahnen zieht. Mit einem „Hallo“ bricht man sich nicht die Zunge und meistens sind eh jede Woche die Gleichen da.

Immer wieder muss ich feststellen, die wir Normale gucken, kurz beobachten und dann doch ein falsches Urteil fällen. Leider. Da muss ich immer an Dr. Hirschhausen und sein Pinguin-Prinzip denken. Ich habe es direkt verlinkt, falls du es noch nicht kennen solltest.
Sonja, die körperlich eingeschränkt ist und mit der ich schon seit über 4 Jahren ins Wasser gehe, schwimmt mittlerweile alleine und bringt mich immer wieder zum Lachen. Sei es, wenn sie mir Weihnachtslieder vorsingt, sich freut wenn etwas klappt, ich sehe welche Fortschritte sie auch außerhalb vom Wasser macht, oder wenn sie einem anderen Schwimmkind von mir zeigt, wie man taucht. Alleine rutschen ist für sie das Größte.
Schon mal daran gedacht, dass dieses schwerelose Gefühl im Wasser, getragen zu werden und sich leichter bewegen zu können, sehr vielen etwas bringt und gut tut?

Aktuelle ist da auch Kilian. Kilian ist 22, Autist und eine Wasserratte. Und genau deshalb möchten die Eltern, dass er schwimmen lernt. Er macht Fortschritte, wie wir Normalen auch. Vielleicht sogar mehr, weil er sich viel mehr darauf freut und auch mehr bei der Sache ist. Ja, er ist anders und lebt in seiner Welt, aber tun wir das nicht alle? In unserer kleinen Welt leben? Ist doch toll da!
Wenn was klappt gibt es ein High Five und einen Daumen hoch. Auch zu denen die gerade zufällig da sind ebenfalls einen Daumen hoch und ein breites Grinsen obendrauf. Nein, es tut nicht weh! Und nein, du musst dir auch nicht blöd vorkommen, wenn du zurück lächelst und vielleicht den Daumen nach oben bringst! Er wird deshalb auch nicht abfallen. Ich schwör!

Was ich mit meinen Zeilen möchte?
Ich will jetzt nicht, dass wir alle Mutter Teresa werden. Aber manchmal einfach lächeln und ein bisschen mehr auf die Kleinigkeiten im Leben achten und damit meine ich nicht nur jemanden über die Straße helfen, sondern vielleicht sich auch einfach mal darüber freuen, was wir können und tun dürfen. Jeder das und so viel er kann und wie er es kann, auch wenn es für manche komisch aussieht. Und wenn du es ganz genau wissen möchtest, dann frage einfach! Du wirst sehen, was du alles zu hören bekommst!

Ein Lächeln macht das Leben einfach schöner!

Kostet auch nichts, versprochen!

Und umso schöner, wenn man eines zurückbekommt. Oder?

P.S: du kannst gerne gucken, aber bitte höre das glotzen auf, das ist peinlich!

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