geschrieben September 2016 | geändert Juli 2018
Jedes Mal auf´s Neue muss ich meine Mama nach dem Namen fragen, auch heute noch. Als kleines Kind war er immer der Mann mit den Plastiktüten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur eben, das er wirklich nett ist!
Aber von Anfang an….nicht weit von meiner Oma in Schwarzenbach wohnten 2 Schwestern und der einen ihr Sohn. Der, wie oben schon geschrieben, immer am Kanal nach Burgthann läuft mit 2 Plastiktüten. Ein „Hallo“ oder „Grias di Gott“ hab ich nie aus ihm heraus bekommen, egal wie alt ich und er wurde und wie oft ich ihn gesehen habe. Ich blieb aber hartnäckig und habe ihn trotzdem immer gegrüßt. Wurde mir so beigebracht.
Die Jahre vergehen, die Plastiktüten nicht.
Irgendwann Anfang Sommer 2016 (YEAH ich war dabei!) bin ich von Burgthann nach Ochenbruck gejoggt um einzukaufen mit dem Plan, dann mit dem Zug heimzufahren. Ist ja schon ein bisschen blöd mit den Einkäufen. Da stehe ich am Bahnsteig und guck erstmal doof, weil der Fahrscheinautomat unten ist und nicht oben, wie vermutet. Also ich wieder runter. Wie viel brauch ich den überhaupt?!?!
Dann sehe ich ihn, der mit den Plastiktüten. Heinz. Ich: „Servus! Du sag mal, wie viel muss ich bis Burgthann stempeln?“ Heinz: „gar nix! Ich hab ne Mobicard, fährst mit mir mit.“ *wuhuuuuu! Er redet!!! Und wie! Also wieder hoch zu Steig und schon fährt der Zug ein. Der übliche Smalltalk beginnt und ich bin erstaunt, was der alles reden kann. Hab nebenbei noch erwähnt, wer meine Mum ist, dann war es eh schon wieder Zeit auszusteigern. „Vielen lieben Dank nochmal. Schönen Tag dir noch.“ hab ich ihm hinterher gerufen und er lief mit seinen Plastiktüten gen Kanal.
Montag morgen dann wie gewohnt mein „Berg-Intervall“ nach Westhaid hinten die alte Straße hoch. Am Heimweg dann seh ich Heinz. Er: „wo kommst na du her?“ „Berg-Intervall hinten Westhaid nauf. 6x.“ Er: „Naaaa? Echt? Des is ja toll.“ „Und du? Wohin?“ Er: „Ich lauf heute mal andersrum nach Ochenbruck.“ „Klar, hier ist´s ja auch schön. Ich muss leider, hab einen Termin. Schönen Tag dir noch.“ „Dir auch.“ Und weg war ich….
Letzte Woche, also in der letzten Augustwoche, war ein anderer Nachbar bei meinen Eltern, der mich total verwundert angeguckt hat und meinte: „was hast na du mit meinem Nachbarn gmacht?“ Ich: „Welcher Nachbar?“ „Na der Heinz!“ „Was is na mit dem? Den hab ich ja etz auch schon ein paar Wochen nimma gesehen.“ „Der hat mich in Ochenbruck getroffen. Und da hat er mir erzählt, dass er die Nadine Wolff getroffen hat und ob ich die kenne. Und das er die beim Berglauftraining da nach Westhaid getroffen hat. Dann hat er begonnen umzudenken und ist von seinen Gehen zum Joggen über gegangen. An dem Tag, wo ich ihn am Parkplatz in Ochenbruck getroffen hab, hat er sich gerade Laufschuhe gekauft. Etz läuft er jeden Tag von Schwarzenbach nach Ochenbruck. Also joggt.“ Ich: „Nee, oder? Der Heinz hat das Joggen wieder begonnen?“ „Ja, weil du ihn dazu angespornt hast und er meinte, er müsste auch mal wieder was für sich tun.“
Heinz ist Baujahr: 1949 und wird dieses Jahr 67 Jahre jung und läuft wieder!
NACHTRAG: Heinz ist nach kurzem Krebsleiden am 26.Juni 2018 von uns gegangen 😢